Dienstag, 13. Juni 2017
ein Bummel durch Mýrtos
Was für eine laute Nacht. Jetzt hatten wir extra die Fenster hinten am Heck aufgemacht, weil wir dachten, es würde sich nachts keine Menschenseele hierher an die Strandpromenade von Mýrtos verirren, und dann fahren nachts im Dunkeln Mopeds mit ausgebautem Schalldämpfer hier herum und es kommen Jugendliche, die telefonieren und lärmen bis morgens um drei. Schöne Nacht. Und trotzdem sind wir morgens um sechs schon wieder auf den Beinen und denken jedesmal, es müsste vom Licht her mindestens schon 8 Uhr sein. Im Reisebuch hatten wir gelesen, das man in einem der Geschäfte von Mýrtos Bücher tauschen könne, in Pandora's Box. Da sind wir gestern dran vorbeigefahren, war sogar auf einem unserer Fotos mit drauf. Also packen wir jetzt drei unserer ausgelesenen Bücher zusammen und nehmen sie mit in den Ort. Mýrtos ist auf den ersten Blick niedlich und gemütlich, aber irgendwie auch total touristisch. Da ist kein dörflicher Charakter mehr zu erkennen. In Pandora's Box heißt es, dass es die Bücher in Pandora's Beach gäbe. Wir also dahin und Annette sagt dort: I was told there is a book exchange in here. -- A what? -- A book exchange, where people can swap some books. Die Frau versteht nicht gleich auf Anhieb und klingt mit ihrem Akzent so deutsch. Sind Sie deutsch?, fragt Annette. -- Ja, ja. -- Ich auch. Die Deutsche ist pampig und so typisch deutsch. Sie sagt, dass sie die gebrauchten Bücher nur verkauft, nicht tauscht, will dann aber doch sehen, was Annette für Bücher angebracht hat. Nee, sagt sie, das sei ja überhaupt nicht ihr Geschmack. Zu jedem Buch gibt es eine dumme Bemerkung. Als hätte Annette jemals in ihrem Leben Schrottliteratur gelesen. Na ja.
in den Gassen von Mýrtos
so süß
Wir tun dann noch ein paar Schritte durch Mýrtos. An der Dorfpromenade reiht sich eine Taverne an die andere. Zwei Doraden und 1/4L Wein für 25 EUR. Ganz schön happig. Die kleinen Läden bieten irgendwie alle das gleiche an, Silberschmuck und bunte Tücher und Kleidung, irgendwie so indisch oder für Hippies. Als wir zurück sind an unserem Platz, ziehen wir die Badesachen an und springen nochmal ins Meer. Eigentlich wollten wir den ganzen Tag hier verbringen und auch übernachten, aber noch so eine Nacht wollen wir uns nicht antun. Wir fahren dann weiter, zwängen uns zweimal durch die engen Gassen an geparkten Autos vorbei. Beim zweitenmal steigt Annette vorsichtshalber aus (sie sagt dann immer: Warte, ich geh' raus, das wird billiger). Am Ortsende halten wir an und schauen, ob wir da Internet haben, denn das war am alten Platz extrem schleppend. Hier geht es besser. Also alles erledigen und los. Nach wenigen Kilometern kommt ein kleines Schild auf griechisch und englisch: Be careful. Heavy turns in a row. (Seien Sie vorsichtig, scharfe Kurven hintereinander weg.) Die Mordskurven kommen dann und ziehen sich endlos hin. Wir beschließen, heute nur bis zu dieser Gedenkstätte namens Ano Viánnos zu fahren. Die ist so außerhalb, da wird uns nachts niemand stören. Der Himmel bewölkt sich sogar etwas, als wir ankommen. Es kommen auch viele Leute hierher und schauen sich die Gedenkstätte an. Wir waren im letzten Juni hier und hatten sie damals ausführlich beschrieben. Der Nachmittag vergeht sehr angenehm und ehe wir uns versehen, ist der Abend da. In der Ferne donnert es zweimal kräftig, und es kommt ein schöner Wind auf, der uns den ganzen Abend erhalten bleibt.
ein Blick auf den Strand von Mýrtos
ganz allein auf weiter Flur vor dem täglichen Ansturm
ein letzter Blick auf Mýrtos nach dem Baden
es geht mal wieder durch enge Gassen
wir verlassen Mýrtos
und immer wieder diese grandiose Landschaft
heute ist es nur eine kurze Fahrt
so haben wir uns hingestellt an der Gedenkstätte Ano Viánnos
diese Fernsicht haben wir