Sonntag, 31. Dezember 2017
der letzte Abend des alten Jahres
Jeden Morgen diese Freude, wenn wir aus dem Fenster schauen und das Licht auf die Boote im Hafen scheint. Allein für das Morgenlicht hat sich die ganze Fahrt in den Süden gelohnt. Heute ist also der letzte Tag des Jahres, und am letzten Tag des Jahres gehen einem immer alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Für uns war es ein gutes Jahr. Allein, wenn wir an den herrlichen Sommer auf Kreta denken, die Leichtigkeit an jedem Tag. Wir gehen den Tag heute ruhig und gelassen an, bereiten auch wieder einen Nudelsalat zu und sehen, wie immer mehr Leute nach Lavandou kommen. Am Donnerstag kam uns der Ort vor, als wäre er jetzt im Winter total ausgestorben, aber das ist gar nicht so. Wir wollen erst am Abend aus dem Haus gehen, wenn das Feuerwerk ist. Das wird es ja schon um 19 Uhr geben, was uns sehr zusagt, denn gewöhnlich verschlafen wir die Silvesternacht und können mit dieser apokalyptischen Fröhlichkeit, die in dieser Nacht herrscht, nichts anfangen. Herbert ist viel im Internet, was hier in der Marina frei ist, und Annette beendet das Buch "Season Of The Rainbirds" von Nadeem Aslam. Dieser Roman, sein Erstlingswerk, ist schwächer als sein "Maps For Lost Lovers", das viel komplexer war. Nahtlos beginnt sie jetzt mit "The Enchantress of Florence" von Salman Rushdie, von dem sie bisher nur "Midnight's Children" gelesen hat. Einen besseren als Salman Rushdie gibt es wirklich nicht. Wobei Annette die Autoren vom sogenannten Subkontinent extrem gut gefallen.
in Le Lavandou
Und dann ist der Abend da. Wir ziehen uns mal wieder viel zu warm an. Draußen sind es 13°C, aber die fühlen sich total mild an. Kurz vor 18 Uhr gehen wir los zum Rathaus. Es sind schon ganz viele Leute da. Durch eine kleine Absperrung geht es, wo ein paar Polizisten stehen. Bonsoir - und dann sind wir drinnen. (In Nizza auf der Promenade des Anglais standen sie sogar überall mit Maschinengewehren.) Ein Sänger heizt den Leuten ein, und die französische Musik ist ja immer so schön. Vieles kennen wir aus dem Radio. Dann kommt eine Ansage, von der wir dix-neuf heures - feu d'artifice - und sur la plage verstehen. 19 Uhr - Feuerwerk - am Strand. Ab 18:30 Uhr gibt es Glühwein für alle, und zwar gratuit. Wir holen uns auch zwei Becher, und der franz. Glühwein schmeckt fast besser als der bei uns. Der Sänger gibt Gas, und immer wieder sagt er Allez Lavandou. Wir gehen rechtzeitig über die Straße und zum Strand, wo auf der langen Mole eine kleine Anlage eine Lasershow gibt. Wir denken, dass da dann auch das Feuerwerk abgefeuert wird. So ist es dann auch: Das Feuerwerk beginnt pünktlich und dauert eine Ewigkeit, viel länger als am 14. Juli, ihrem Nationalfeiertag, den wir so oft in Frankreich verbracht haben. Es ist ein schönes Feuerwerk jetzt, und am Ende jubeln alle und zerstreuen sich in alle Richtungen. Wir tun noch ein paar Schritte durch Lavandou, kehren dann heim und essen den Nudelsalat. Das Fernsehprogramm ist heute Abend ja total bescheuert, alle bringen den gleichen Mist. Traut sich kein Sender mehr aus dem Einheitsbrei heraus. Na ja, man muss sich anderweitig beschäftigen, um der kollektiven Verblödung zu entgehen. Aber das können wir ja. Wir wünschen all unseren Lesern ein gutes neues Jahr in guter Gesundheit und alter Frische.
heute gibt es ein Feuerwerk
Glühwein für alle
das Feuerwerk beginnt
wir machen uns auf den Heimweg
Samstag, 30. Dezember 2017
strahlender Sonnenschein in der Marina von Le Lavandou
Für die kommenden Tage soll das Wetter ja immer besser werden. Und überhaupt glauben wir, dass wir hier am Mittelmeer besser aufgehoben sind als am Atlantik, wo eigentlich immer ein kalter Wind geht. Bis auf den zweiten Weihnachtstag mit Regen und die zwei Tage mit Starkwind war das Wetter doch bisher ganz passabel. Und dass es nicht ausreicht mit T-Shirt und Jeans, das wissen wir ja; das erwarten wir ja nicht mal. Heute ist die Sonne wärmer als gestern, und gegen 11 Uhr gehen wir mal los nach Le Lavandou. Es scheint ein richtiger Sommer-Sonne-Ferienort zu sein mit allem, was zu einem Sommerurlaub gehört. Übel ist der Ort gar nicht, auch wenn jetzt die meisten Läden geschlossen sind. Aber wer wollte jetzt auch einen Bikini kaufen? Die Läden, die geöffnet sind, sind niedlich weihnachtlich geschmückt. Auf einem Plakat lesen wir, dass es morgen ein Feuerwerk - feu d'artifice oder so ähnlich - geben wird. Das wäre doch auch noch ganz nett, wobei wir ja eigentlich Silvestermuffel sind. Glühwein - vin chaud - haben sie dann auch, aber wir hätten auch noch unseren eigenen an Bord. Wir laufen einmal durch den Ort, kraxeln auch hinauf zur Küstenstraße, von wo aus wir ein Foto von der gesamten Marina machen, und landen dann im Acapulco Café in der Marina. Sie spielen Musik von Serge Gainsbourg, den Annette auch immer so toll findet. Er war ja ein musikalisches Genie, der Serge. Hier sitzen wir also, ziehen unsere Westen aus und trinken uns einen Aperol (Herbert) und einen Café noir. Diesmal geht die Bestellung nicht schief. Ach, es ist schön im Süden, und der Teller mit Oliven- und Sardellenpaste, den man uns bringt, hat auch so ein mediterranes Flair. Heute am Samstag wird es noch richtig voll in Le Lavandou, alle kommen sie aus ihren Löchern. Als wir wieder daheim sind, sind es 28°C, die wir an Bord haben.
ein Bummel durch Le Lavandou
es ist bestimmt ein toller Ferienort im Sommer
kleine Läden für alle Belange der Urlauber
einen Strand haben sie hier natürlich auch
wir kraxeln hinauf zur Küstenstraße . . .
. . . und da hinten ganz links stehen wir
wir lassen uns nieder im Acapulco Café
ein Café noir und ein Aperol und der Teller für 9 EUR
Donnerstag, 28. Dezember 2017
im Géant in der Fischabteilung
Was für ein Sturm. Morgens hören wir mehrmals die Sirenen der Rettungsfahrzeuge. Wer weiß, ob nicht hier und da ein Baum umgekippt ist. Es stürmt auch am Morgen noch fleißig weiter, und eisig kalt ist der Wind. Bevor wir losfahren, gehen wir noch einmal zum Géant, denn Annette hat sich für morgen Meeresfrüchte gewünscht. Dann fahren wir los und wissen im ersten Moment nicht, welche Himmelsrichtung wir nehmen sollen? Wir wollen wieder auf die D559, die Küstenstraße. Annette sagt: "Wir müssen in Richtung Cavalaire-sur-Mer . . . da: Cavalaire . . . die Mittelspur auf dem dreispurigen Kreisverkehr. Wir sind richtig." In Frankreich ist doch alles immer so gut ausgeschildert, wie nirgends sonst. Wenig später führt die Straße auch wieder am Meer entlang, es geht durch Cavalaire-sur-Mer und ein paar Orte weiter gibt es auch Cavalière. Unser heutiges Ziel ist Le Lavandou, wo man mitten in der Marina stehen können soll. Erstmal geht es durch den Ortsteil Sainte-Clair, dann durch Le Lavandou und in Richtung Port. Die Straße führt entlang der Marina in östlicher Richtung, aber einen Stellplatz gibt es hier nicht. Die Schilder besagen, dass Wohnmobile hier nur vom 1. April bis 31. Oktober verboten sind. Wir kehren um und fahren in westlicher Richtung zum Port Bormes-les-Mimosas, einem weiteren Ortsteil. Dort stehen zehn oder fünfzehn Wohnmobile auf einer Parkfläche, zu der die Schranke offen ist. Es soll hier auch irgendwo eine Ver- und Entsorgung geben, aber die muss man erstmal finden. Annette fragt einen Nachbarn: il y a une vidange pour les camping cars? Der Franzose antwortet ihr, dass er deutsch spricht, weil er aus dem Elsass ist. Er hakt sich bei ihr im Arm ein und nimmt sie ein paar Schritte mit in Richtung der Entsorgungsstation. Die Station ist direkt an der Straße, vielleicht 300m weiter weg. Herbert hatte schon einen passablen Platz eingenommen, den wir jetzt verlassen und erstmal alle Tanks leeren und füllen. Als wir zurück sind, ist unser Platz belegt. Hätten wir mal besser einen Stuhl hingestellt. Aber egal, uns gefällt die Marina von Le Lavandou sowieso besser. Dahin kehren wir jetzt zurück und passen mit unserem kleinen Schnucki auf die normalen Parkflächen. Was für ein toller Ausblick auf die vielen Boote. Hier sind keine übergroßen Pötte, sondern hauptsächlich Segelboote und normalgroße Motorboote. Nicht mehr alles so aufgeblasen, und so langsam hört die Côte d'Azur hier ja auch auf. Der Wind heult und es ist irre kalt draußen, aber die Sonne lacht und scheint voll in die Fenster. Heizen müssen wir nicht. Es ist ein grandioser Platz. Jetzt kann Silvester kommen. Abends wird es dann aber doch arg kalt. Und weil wir letzte Nacht kaum geschlafen hatten, gehen wir jetzt früh zu Bett, denn da sind wir am besten aufgehoben.
die Schneckenhäuser gefallen uns so gut
gluck gluck
weiter geht es gen Westen
für dieses Foto halten wir extra mal an, weil die Küste ja immer auf der falschen Seite für uns ist
alles so schön mediterran
Ankunft in Le Lavandou - links ab zur Marina
so stehen wir mit Blick auf die Boote
unsere Tagesroute ca. 37km
Freitag, 29. Dezember 2017
morgens um acht in Le Lavandou
Seit Italien hatten wir nachts nicht mehr heizen müssen, und es waren immer so um die 11°C morgens an Bord. Die letzte Nacht war aber doch eisig und wir erwachen bei 6°C. Also Heizung an, Jalousien auf, Sonne rein. Die Sonne lacht, aber warm ist es heute draußen trotzdem nicht. Nicht mehr als 10°C den ganzen Tag. Gegen 10 Uhr ruft Annettes Freundin an, denn es ist ja ihr Geburtstag. Dann ruft Rosi an. Schön, mal wieder alle Neuigkeiten zu hören. Von Bayern und von Portugal. Gegen Mittag kriegt Annette extreme Krämpfe, und sie kann heute nirgends hingehen. Sie quält sich den ganzen Tag, bis Herbert am Abend die Muscheln und die Spaghetti zubereitet. Währenddessen ruft noch seine Tochter an. Sie sagt, hier sind noch zwei, die auch gratulieren wollen. Und dann singen die beiden Enkel Geburtstagslieder. Erst der Enkel, dann die Enkelin. Richtig süß alle beide. Die Kleine, die jetzt viereinhalb ist, hat ein ganz niedliches Stimmchen. Am heutigen Tag muss Annette auch immer an Michael Schumacher denken, der heute vor vier Jahren, an Annettes 45. Geburtstag, diesen Skiunfall hatte, fünf Tage vor seinem eigenen 45. Geburtstag. Welch schreckliche Wendung das Leben nehmen kann, und wie schnell das gehen kann. Als es schon richtig dunkel draußen ist, kommen noch zwei Wohnmobile hier an, Franzosen und Italiener. Schade, sind wir nicht mehr allein. Hoffentlich geht unser Plan in Erfüllung, dass wir auch über Silvester noch hier sein können.
abends um acht im La Strada
Mittwoch, 27. Dezember 2017
es geht immer die Küstenstraße entlang
Noch so eine Regennacht. Morgens fahren mehrere italienische Wohnmobile im Regen weiter. Um 11 Uhr, als der Regen aufhört, können wir auch losfahren. Immer weiter die D559 entlang der Küste. Vor etlichen Jahren, das muss in 2006 gewesen sein, waren wir zuletzt an der Côte d'Azur, da war noch nicht alles verboten verboten verboten für Wohnmobile. Als wir Les Issambres durchfahren, erkennen wir unseren alten Platz am Meer wieder. Jetzt sind da überall Höhenbegrenzungen. Bei TOTAL kostet der Diesel nur 1,24 EUR, also tanken wir kurzerhand. Wie sagt Annette immer: Man muss tanken, wenn der Sprit günstig ist, nicht wenn der Tank leer ist. Leer ist unser Tank nämlich noch nicht, seit wir in Breisach am Rhein getankt hatten. Im nächsten Ort bei TOTAL kostet der Diesel gleich schon 1,28 EUR/L. Wir durchfahren dann Sainte-Maxime, der ganz hübsch ist. Unser heutiges Ziel ist ja Saint-Tropez, obwohl wir Saint-Tropez gar nicht viel abgewinnen können, ein Ort, der völlig überbewertet ist, aber die Côte d'Azur ohne Saint-Tropez, das geht ja auch irgendwie nicht.
Durchfahrt durch Sainte-Maxime
In einer großen Kurve, ein paar Kilometer vor Saint-Tropez, kommt ein riesiger Géant-Supermarkt. Dort halten wir und kaufen Muscheln für den Abend. Was für ein tolles Meeresfrüchtesortiment sie hier haben. Bestimmt für die Klientel von Saint-Tropez. Besonders die Schnecken und deren Häuser sehen gut aus. Wir hätten die kleine Kamera einstecken sollen. Dann erreichen wir Saint-Tropez, durchfahren den Ort fast zweimal ohne Erfolg auf einen Parkplatz. Die großen Parkplätze haben Höhenbegrenzungen und Verbotsschilder für unsereinen. Nebendran versucht gerade ein Hamburger Kastenwagen, durch die normale Schranke zu fahren, aber es kommt kein Ticket. Er fährt rückwärts wieder heraus. Wir wollen Saint-Tropez schon verlassen, als Herbert der Fuchs doch noch einen freien Parkplatz am Straßenrand sieht. Also noch einmal retour und der Platz ist dann immer noch frei. Wir passen genau auf die Begrenzungslinien; der Platz ist also genau 6m lang. Annette will Geld einwerfen, aber dann steht auf einem Zettel an der Parkuhr GRATUIT.
Ankunft in Saint-Tropez
ein Bummel durch Saint-Tropez
Wir ziehen uns gleich mal um und gehen los. Die Sonne ist da. Wir laufen am Hafenbecken entlang, wo die dicksten Pötte liegen. Alles Engländer wie immer. Wir wandeln auch ein wenig durch die Gassen, als plötzlich der Regen kommt. Huch, und jetzt? In eines der Cafés und den Regen aussitzen. Dass Saint-Tropez teuer ist, dass wissen wir ja, aber im Sénéquier ist es teuer und schlecht. Erstmal sitzt man total blöd und eng, und dann kommt statt eines Cappuccinos und eines Grand Crème (un cappuccino et un grand crème, s.v.p.) ein Cappuccino und ein Tee. Sowas hatten wir schon mal in Sanlúcar de la Barrameda, einem Ort, der für einen Sherry (Manzanilla) berühmt ist, der nur da hergestellt wird. Da kam dann auch statt eines Manzanillas ein Tee. Na ja, wir sagen nichts, und der Tee kostet auch 9 EUR, wie der Grand Crème gekostet hätte. Aber dann haben sie auch noch den Zucker/Süßstoff vergessen. Nur gut, dass wir noch zwei Tütchen Süßstoff einstecken haben. Und dann fängt die Trulla am Nebentisch auch noch an zu rauchen. Und alles unterm Plastikdach, auf das der Regen prasselt. Irgendwann hört der Regen auf und wir sind schneller aus dem Sénéquier heraus, als man gucken kann. Schnell noch den Zwanziger auf den Tisch gelegt und weg.
Saint-Tropez
still sind die Nebengassen
als der Regen kommt, wird es wenig später rappelvoll im Sénéquier
sobald der Regen aufhört, sind wir wieder heraus aus dem Café
Wir tun jetzt noch ein paar Schritte durch den Ort und laufen auch zur kleinen Eisbahn, wo die Einheimischen Eislaufen. Ein Auto, das völlig deppert geparkt hat, wird gerade aufs Abschleppfahrzeug gehievt. An den meisten Geschäften klebt ein Aufkleber: J'aime l'hiver a Saint-Tropez. (Ich liebe den Winter in Saint-Tropez.) Es steht aber nicht J'aime, sondern J' und ein rotes Herz. Was uns an der Côte d'Azur auffällt ist, dass wirklich jeder einen Hund hat. Ganz kleine Fifis. Und weil jetzt Winter ist, steckt fast jedes kleine Hundi in einem Leiberl oder einer Art Anorak. Die allermeisten werden ja auf dem Arm getragen, praktisch das Fifi als Modeaccessoire. Einmal hatten wir einen Hund gesehen, der in einem Pullover steckte. Die Vorderbeine in den Ärmeln, und der Pullover hatte sogar eine Kapuze, die aber nicht in Gebrauch war. Das sah zugegebenermaßen ziemlich niedlich aus. Wenn alle Tiere auf der Welt auch nur zehn Prozent dieser übergroßen Liebe abbekämen. Gegen 16 Uhr verlassen wir Saint-Tropez und stellen uns auf den Parkplatz vom Géant. Herbert fängt mit den Muscheln an und später braut sich ein ungeheuerlicher Sturm zusammen. Das wird wieder eine schlimme Nacht.
eine Eisbahn gehört immer dazu
die Weihnachtsmärkte im Süden sind ganz anders
das Auto wird abgeschleppt
Saint-Tropez unter Wolken
Herbert stellt sich an den Topf
unsere Tagesroute ca. 39km